Anfang August begrüßte die AWO Bayreuth die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert im AWO-Zentrum. Marion Tost, Geschäftsführerin und Vorständin, führte sie nicht nur durch die Einrichtung, sondern richtete auch konkrete Forderungen an die Abgeordnete. Dabei spielte auch die Begrenzung des Eigenanteils in der stationären Pflege eine wichtige Rolle – die Kernforderung der AWO in den vergangenen Monaten.
Eigenanteil deckeln, Pflegeberuf attraktiver machen
Während eines Rundgangs durchs Haus erfuhr die interessierte Bundestagsabgeordnete Wissenswertes über das AWO-Zentrum, die Hausgemeinschaften, die Tagespflege und das Pflegekonzept, das die AWO in seiner Einrichtung verfolgt. Vorständin Marion Tost ging hier auch auf die personellen Situationen ein, außerdem konnte sich die Abgeordnete ein gutes Bild von der Atmosphäre in den Hausgemeinschaften machen, die offen aber beschützend konzipiert wurden.
Im anschließenden Fachgespräch erläuterte Marion Tost dann, vor welchen Herausforderungen die Pflege schon heute aber besonders in der Zukunft steht. Ein Punkt, der bei der Vorständin besondere Wichtigkeit hat, ist weiterhin die Forderung der AWO nach einer Begrenzung des Eigenanteils in der stationären Pflege. Jeder müsse sich Pflege leisten können. Hier sei die Gefahr relativ hoch, dass durch die steigenden Pflegekosten immer mehr Rentnerinnen und Rentner Sozialhilfe in Anspruch nehmen müssten, um sich einen Pflegeplatz leisten zu können. Auch dürfe es nicht sein, dass die Bewohnerinne und Bewohner durch den Ausbildungsfonds doppelt belastet werden und die Ausbildung von Pflegekräften von privater Hand geschultert wird.
Weiterhin müsse die Fachkräfte-Ausbildung gestärkt und attraktiver gestaltet werden – hier sieht Tost vor allem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der Pflicht. Gute Akzente seien da, jedoch hapere es immer wieder an der Durchführung, machte die Vorständin im Gespräch klar. Und auch die Situation der Fachkräfte müsse verbessert werden. Die angespannte Personalsituation, die Schwierigkeiten, geeignetes Fachpersonal zu finden, der fehlende Nachwuchs, aber auch Krankheitsfälle etc. führten in anderen Seniorenheimen und auch in den AWO-Hausgemeinschaften dazu, dass immer wieder Fachpersonal ihre Freizeit unterbrechen und einspringen müssten. „Das darf eigentlich nicht sein, ist aber immer wieder nötig. Das kann man auch nur bedingt machen, man muss ja als Einrichtung auch darauf achten, dass das Personal nicht zu sehr an seine Belastungsgrenzen geht“, sagte Tost. Sie plädiert zudem für eine 35-Stunden-Woche im Pflegeberuf – hier müsse anerkannt werden, dass es sich um einen physisch und psychisch fordernden Beruf handelt.
Tost machte deutlich, dass die AWO im stationären Bereich wert darauf legt, ihre Mitarbeiter mit technisch aktuellen Equipment zu unterstützen, etwa mit einem Deckenlifter, mit dem man die Bewohnerinnen und Bewohner behutsam in die Wellness-Badewanne heben kann. Die Vorständin machte aber auch klar, dass technische Innovationen besonders im ambulanten Bereich aufgrund der Ablehnungspraxis der Kassen fehlen und somit die Arbeit der Pflegekräfte zuhause deutlich erschwert wird. Hier fordert Tost ein Umdenken bei den Kassen, besonders um die physische Arbeitsbelastung der Pflegefachkräfte zu verringern.